Es gibt Ideen, die so gut sind, dass sie sogar Katastrophen überstehen und nach 175 Jahren noch genauso faszinieren wie am ersten Tag. Eine von ihnen ist die Konstruktion der digital anzeigenden Fünf-Minuten-Uhr der Semperoper. Hoch über der Bühne zeigt sie die Zeit in einem kunstvoll umrahmten Doppelfenster; links die Stunden mit römischen, rechts in Fünferschritten die Minuten mit arabischen Ziffern. Mit Spannung wartet das Publikum allabendlich darauf, dass die Minutenanzeige von der 55 auf das weiße Feld wechselt, denn zur vollen Stunde beginnt die Vorstellung.
Bei der Einweihung des Königlichen Hoftheaters im Jahr 1841 sorgte das technische Wunderwerk für eine Sensation und brachte seinem Erfinder Johann Christian Friedrich Gutkaes den Titel des Hofuhrmachers ein. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Ferdinand Adolph Lange hatte Gutkaes das außergewöhnlich große, mit zwei gegenläufig drehenden Walzen arbeitende Turmuhrwerk vollendet und in einer Höhe von 20 Metern über der Bühne installiert. Nur 28 Jahre später fiel das Haus, und mit ihm der einzigartige Zeitmesser, einem Brand zum Opfer. Für den 1878 eingeweihten Neubau schuf Gutkaes’ ehemaliger Mitarbeiter Ludwig Teubner eine neue Bühnenuhr nach dem Vorbild der ersten. Und als die im Zweiten Weltkrieg erneut zerstörte Semperoper 1985 zum dritten Mal eingeweiht wurde, war auch die Uhr mit dem charakteristischen Doppelfenster wieder über der Bühnenmitte zu bestaunen.
Das von der Fünf-Minuten-Uhr inspirierte Großdatum der Lange 1 gab der genialen Idee 1994 eine neue Zukunft. Es ist eine Hommage an die Meister der Vergangenheit im Kleinformat. Im Vergleich zu konventionellen Lösungen ermöglicht die sorgfältig durchdachte Konstruktion eine bis zu fünfmal größere und damit perfekt ablesbare Datumsanzeige. Genau wie das historische Vorbild arbeitet sie mit zwei getrennten Anzeigeflächen: Nur sind es hier keine Walzen, sondern ein Einerring mit den Ziffern 0 bis 9 sowie ein Zehnerkreuz mit den Ziffern 1 bis 3 und einem weißen Feld. Die besondere technische Herausforderung bestand in der folgerichtigen Schaltung beim Wechsel von der 31 auf die 1. Während das Zehnerkreuz sich um 90 Grad dreht und das blanke Feld in das Sichtfenster rückt, bleibt der Einerring einen Tag lang stehen. Ein Drücker bei 10 Uhr erlaubt die schnelle Korrektur des Großdatums.
Mit dem von Grund auf neu konstruierten Manufakturkaliber L121.1 begann 2015 ein weiteres Kapitel in der mehr als zwei Jahrzehnte andauernden Erfolgsgeschichte der Lange 1. Die technische Weiterentwicklung zeigt sich auch in der nun exakt springenden Großdatumsanzeige. Zusätzlich zu den Rotgold-, Gelbgold- und Platinmodellen ist sie ab sofort auch in Weißgold mit nachtleuchtenden Zeigern und Indizes erhältlich.
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